Umgang mit Träumen

Schlafträume, Wiederholungsträume, Albträume

Die Traumerlebnisse, die wir im Schlaf mit allen Sinnen so intensiv spüren, als ob sie Realität wären, haben uns Menschen schon von jeher berührt, manchmal auch erschüttert.  Wir spüren, dass Träume mehr sind als nur Illusionen des Schlafs - wenn wir durch einen besonders schönen Traum den ganzen Tag glücklich gestimmt werden - oder durch einen schrecklichen Albtraum gelähmt und voller Angst erwachen. Wie auch immer Wissenschaftler den Schlaftraum verstanden haben und heute - auch durch neurobiologische Befunde inspiriert - verstehen, bleibt im Wesentlichen immer eines klar: Träume im Schlaf sind eine innere, seelische Realität, die mit unserem Fühlen, Denken und Handeln in unserem Wachleben in bedeutsamer Weise verbunden sind. Wie man sich das genau vorstellt, auch wie man entsprechende neurobiologische Ergebnisse interpretiert, wird nach wie vor kontrovers diskutiert. Für mich persönlich war immer ein möglichst lebensnahes Verständnis der Traumerinnerung wichtig: Wenn ich durch meine eigene Erfahrung mit dem erinnerten Trauminhalt spüren konnte, dass er mir etwas "sagen möchte", etwas in mir in Bewegung bringt, wenn ich seiner Wirkung nachspüre und das Erfahrene in einer mehr intuitiven Weise nach ihren Sinn hin befrage. In meinen langjährigen Selbsterfahrungen bei entsprechend geschulten Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen konnte ich mich von der Bedeutung der Arbeit mit Träumen überzeugen und habe verschiedene Weisen des therapeutischen Umgangs gelernt. Daher arbeite ich mit Träumen sehr gerne, gerade weil  die Erinnerungen an sie im Alltag oft verloren gehen.


Aufmerken lassen uns häufig oft erst die Wiederholungsträume, in denen wir ein Grundthema immer wieder in verschiedenen Varianten erleben, manchmal über Jahre hinweg. Manchmal sogar in nahezu völlig gleichen Traumsequenzen. Oft können wir uns sogar als Erwachsene noch erinnern, wenn wir sie als Kind oder Jugendliche geträumt haben. Nicht zu unrecht schenken wir ihnen gewöhnlich mehr Aufmerksamkeit, denn aus tiefenpsychologischer Sicht taucht hier ein Thema immer wieder in ähnlicher Weise auf, wenn es um grundlegende Muster des Erlebens, Fühlens und Verhaltens geht, die sozusagen förmlich nach Veränderung rufen. 

 

Albräume mit ihrem angsterregenden, bedrückenden Inhalten werden unter den Wissenschaftlern zum Teil auch sehr kontrovers verstanden, was ihre Ursache und Bedeutung betrifft. Aus meiner Sicht bergen sie ein großes Potential, denn ich gehe davon aus, dass emotional besonders stark erlebte Träume - ebenso wie emotional stark Erlebtes im Wachzustand - bedeutsame Hinweise geben können für die noch verborgenen Entwicklungsmöglichkeiten. Bei Kindern / Jugendlichen sowie auch bei Erwachsenen arbeite ich auf  verschiedene Weise, um diese so negativ erlebten Träume dahingehend zu nutzen.
Ebenso wie bei den Wiederholungsträumen eignet sich bei den Albträumen eine besondere Methode, nämlich die Traumerinnerung als Ausgangspunkt für eine katathyme Imagination zu nehmen - und durch die therapeutische Begleitung während der imaginierten Szene den ursprünglich bedrohlichen, bedrückenden Inhalt letzlich hin zu einen stimmigen, positiver erlebten weiteren Verlauf der Imagination zu führen. Mit jüngeren Kindern kann diese Methode altersangepasst durchgeführt werden.

Zuletzt noch der kurze Hinweis, dass Albträume auch nach traumatischen Erfahrungen auftreten können, auch im Rahmen einer akuten Belastungsreaktion oder Posttraumatischen Belastungsstörung. Diese erfordern ein spezifisch angepasstes Vorgehen in der Therapie insgesamt, auch was Albträume anbelangt.

 

Tagträume

Das Phänomen der Tagträume findet meist eher bei Kindern und Jugendlichen Beachtung - oft in einer Weise, dass man sie am liebsten gleich weghaben möchte, da sie z.B. die schulische Konzentration stören. Tagträume sind eigentlich sehr wertvoll, denn sie sind eine kreative Leistung mit Wünschen, Sehnsüchten und auch Gefühlen wie Aggression so umzugehen, dass das seelische Gleichgewicht auch bei Krisen und Frustrationen weitgehend erhalten bleibt. Die Fähigkeit zu fantasievollen Schöpfungen ist immer als bedeutsame Ressource zu verstehen. Natürlich weisen sehr viele und lange Tagtraumphasen oft auf einen Stillstand, auf ungelebtes Leben hin - immer aber ist im Tagtraum auch der Entwicklungswunsch ablesbar und er beinhaltet daher Veränderungspotential, das sich entfalten kann, wenn das Kind entsprechend begleitet wird. 

Erwachsene haben oft nur sehr kurze Tagträume, die häufig nicht bewusst als solche wahrgenommen werden.
Neigt ein Mensch zu Tagträumen, wird er wahrscheinlich auch einen sehr raschen Zugang zu den katathymen Imaginationen finden und von ihnen profitieren -  da diese im Gegensatz zu den Tagträumen - im Beziehungsdialog mit der Therapeutin die Möglichkeiten einer entwicklungsfördernden, statt nur einer regulierenden Funktion haben.